Kein Kindergeburtstag: Wie ich ein Blogger-Event für Eltern organisierte

5. Mai 2017

Von Julia Czernitzky

Zugegeben: Privat bin ich keine geborene Partyplanerin. Ich kaufe immer viel zu viel Essen ein, ärgere mich, dass ich mit fast 35 Jahren immer noch nicht zehn identische besitze, schäme mich für meine Uralt-Playlists und habe als Gastgeberin am Ende des Abends immer das Gefühl, mit allen und doch mit niemand geredet zu haben.

Beruflich ist das anders: Als PR-Beraterin mit einigen Jahren Agenturerfahrung habe ich mitgeholfen, Pressekonferenzen, Workshops und Netzwerkveranstaltungen unfallfrei über die Bühne zu bringen. Klar, in dieser Rolle bin nicht ich die Gastgeberin, sondern unser Kunde. Dennoch gibt es bei der Planung und Umsetzung viele Parallelen zur Organisation einer privaten Party.

Alle unter einem Dach – „Familienministerium trifft Familienblogger“

In der PR-Welt sind analoge Events – Digitalhype hin oder her – immer noch ein beliebtes Format, um z.B. Journalisten neue Studienergebnisse zu präsentieren oder Fachleuten eine Plattform zum Netzwerken zu bieten. Es macht eben doch einen Unterschied, ob Menschen über Pressemitteilungen, Facebook, Twitter und Co. miteinander kommunizieren oder face to face einen ganzen Nachmittag gemeinsam verbringen.

Genau das war unser Ziel, als wir dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vorgeschlagen haben, ein Elternblogger-Event zu veranstalten. KOMPAKTMEDIEN betreut schon seit 2012 die Webseite www.familien-wegweiser.de, ein Serviceportal für (werdende) Eltern. Um dieses und die weiteren digitalen Informations- und Serviceangebote des Ministeriums auch unter Elternbloggern bekannter zu machen und Anregungen für die Weiterentwicklung zu bekommen, entwickelten wir die Idee zu einem Blogger-Café: Familienblogger aus ganz Deutschland sollten zusammenkommen, um mit Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek zu diskutieren, welche digitalen Verwaltungstools die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leichter machen. Konkret: Das BMFSFJ möchte (werdenden) Eltern ermöglichen, staatliche Leistungen wie z.B. das Elterngeld oder den Kinderzuschlag künftig auch online zu beantragen.

Über 2.000 Familienblogger in Deutschland

In Deutschland gibt es rund 2.000 Blogs, die sich dem Thema Familie mit all seinen Facetten widmen. Familienblogger berichten meist sehr persönlich, aber auch politisch, über die Freuden und Leiden ihres Alltags. Viele zeigen, wie es geht, berufliche Ziele und Familienleben zu verbinden – und berichten darüber. Einige Blogs erzielen dabei beachtliche Reichweiten. Das macht die Blogger zu Influencern, deren Erfahrungen und Meinungen das Bundesfamilienministerium in seine Arbeit einfließen lassen möchte.

Meine Aufgabe war es, das Blogger-Café zu organisieren. Dazu gehörten: eine passende Location zu finden, die perfekte Gästeliste zusammenzustellen, dafür zu sorgen, dass die Gäste auch tatsächlich kommen und ein spannendes Programm (für Erwachsene und Kinder) auf die Beine zu stellen. Ganz wichtig: Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Essen auf identischen Tellern organisieren. Damit steht und fällt jede noch so hochkarätig besetzte Veranstaltung. Außerdem galt es, einen Twitter-Livestream anzubieten. So wollten wir allen Bloggern, die nicht vor Ort sein konnten, ermöglichen, sich auch in die Diskussion einzubringen. Ganz analog geht es heute eben doch nicht mehr.

Hashtag auf Platz 3 der Trending Topics

Am 27. April war es endlich so weit. Rund 35 Elternblogger folgten der Einladung des Bundesfamilienministeriums. Die Location, ein Berliner Coworking Space, der auch Kinderbetreuung anbietet, hatten wir bei 20 angemeldeten Kindern gut gewählt. Die Diskussion war erfreulich offen, vielschichtig und lebendig, bisweilen auch sehr persönlich. Da sich viele in der Familienblogger-Szene bereits kennen, war es zwischenzeitlich wie auf einem Klassentreffen. Via Twitter kamen noch einmal 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinzu. Sie stellten Fragen und tweeteten Kommentare, die unser Social-Media-Team direkt an den Staatssekretär richtete. Zwischenzeitlich schaffte es unser Hashtag #fambloggercafe sogar auf Platz 3 der Trending Topics in Deutschland – genau so hatte sich das Bundesfamilienministerium das erhofft.

Die Wochen und Monate davor waren allerdings kein Kindergeburstag: Wie muss der Weg zur Location beschildert werden? Gibt es genug Steckdosen vor Ort? Hält das WLAN 35 gleichzeitig twitternden Bloggern Stand? Wo können Kinderwagen geparkt werden? Womit spielt ein 10-jähriges Kind? Diese und viele weitere Fragen trieben meine Kollegen und mich vor und während der Veranstaltung um. Der Teufel steckt wie immer im Detail, aber es lohnt sich, ihn zu suchen. Ich habe einmal mehr erfahren, wie herausfordernd Eventmanagement ist.

Julia Czernitzky ist PR-Beraterin und Projektmanagerin bei KOMPAKTMEDIEN. Privat bloggt sie nicht, kennt sich dafür nun aber bestens in der Welt von Motzmama, Papalapi, Runzelfüßchen und Co. aus.